04/03/2015

"Aber du siehst doch gar nicht krank aus!"

Aus gegebenem Anlass möchte ich euch heute mal ein ernsteres Thema nahebringen. 
Krank sein - unsichtbar für andere, aber dadurch umso schlimmer für dich selbst.


Wie oft, haben wir dies schon erlebt? 
Ob in der Schule, auf der Arbeit oder in Familie und Freundeskreis, es ist jedem schon mal passiert. Ein Freund oder Kollege meldet sich krank oder ist gar schon seit Wochen krankgeschrieben und wir schauen ihn an und denken bloss: "Hmm, sieht ja gar nicht krank aus der Gute!"
Mehr als ein Mal hat man doch schon gedacht, dass da jemand einfach mal krank feiern wollte oder es masslos übertreibt, wenn nicht sogar simuliert. 



Doch muss das Kranksein denn immer gleich für jedermann sichtbar sein? Muss man erst einen Ausschlag haben, bluten, im Rollstuhl sitzen oder die Nase alle fünf Sekunden schnaufen? 
Kranksein kann man auch ganz ohne äusserliche Anzeichen und doch sind wir in dieser Hinsicht immer enorm skeptisch.

Der Mensch glaubt halt nur, was er auch sehen kann. 
Schade, dass viele leider dann doch nicht so genau hinschauen, sonst könnten sie so vieles mehr erkennen. 


Es gibt mehr als eine Krankheit, die für die Mitmenschen des Kranken still und unsichtbar verläuft. 
Nehmen wir nur mal den Krebs als Beispiel. Oftmals können Betroffnen diese Krankheit bis zum Schluss geheim halten. Meisten fällt es nur durch die Nebenwirkungen der Chemo auf oder weil jemand bemerkt, dass viele Medikamente genommen werden. 
Wochen-, monate- oder sogar jahrelang bleibt es für die meisten Menschen jedoch vollkommen unbemerkt. Doch nur weil vielleicht die Arbeitskollegen oder Freunde nichts von der Krankheit sehen, heisst es nicht das der Kranke nicht leidet. 


Aber es muss nicht gleich eine unheilbar tödliche Krankheit sein, es gibt unzählige chronische Krankheiten, die nach aussen hin unsichtbar sind. 
Ganz selten merkt jemand etwas und noch seltener wird eine solche Krankheit von anderen verstanden. 
Nur wenn man selbst darunter leidet, weiss man, was es heisst mit dieser unsichtbaren Last zu leben.


Warum ich darüber schreibe? 
Ja, auch ich leide unter einer dieser Krankheiten. Ihr Name ist Fibromyalgie, eine chronische unheilbare Krankheit, die sich mit unzähligen Symptomen bemerkbar macht. Ein paar der typischten und stärksten dieser Symptome sind: ständige Schmerzen im ganzen Körper, Erschöpfung, Magen- und Darm Probleme und und und. Darauf werde ich sicherlich in einem weiteren Eintrag noch mal genauer eingehen. 

Was ich eigentlich gerade erklären wollte, ist, dass auch ich unter einer Vielzahl von Symptomen leide, die für meine Mitmenschen nicht sichtbar sind. 
Kaum einer meiner Freunde, Kollegen und Familienmitglieder wissen von meiner Krankheit. Ich möchte nicht davon erzählen, denn ich mag weder Mitleid, noch möchte ich diesen Gesichtsausdruck sehen, der quasi Bände spricht: "Aber du siehst doch gar nicht krank aus!" Man merkt, dass viele eine solche unsichtbare Krankheit als Ausrede ansehen und glauben Menschen wie ich seien faul, dumm oder auf der Suche nach Aufmerksamkeit. 
Ich kann euch vergewissern so ist es nicht. 

Ich würde vieles dafür geben und ein unbeschwertes Leben zu führen oder zumindest meinen Zustand nicht ständig verstecken zu müssen.
Dank dieser Ignoranz heisst es nämlich jeden Tag aufs neue: Raus in die Welt, ein Lächeln auf die Lippen quälen und trotz unsäglicher Schmerzen und extremen Schlafmangels den Mitmenschen eine heile Welt vortäuschen.

Als wäre der Kampf mit dem eigenen Körper nicht schon schlimm genug, muss man sich Tag für Tag auch noch vor seinem Umfeld verteidigen.
Wenn die Menschen verstehen würden, dass Dinge, die eben nicht auf den ersten Blick sichtbar sind, trotzdem existieren, dann wäre das Leben um so einiges einfacher.


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